28. Februar 2011

Die Goldene Regel der Thai-Küche

Bei der Thai-Küche gibt es eine ganz wichtige Regel, die du immer beachten solltest: Immer nur sehr wenig nehmen! Dies hat mehrere Gründe:

1. Es ist höflich. Gegessen wird üblicherweise im Kreis. Wie alle, sitzt du dabei auf dem Boden und hast deinen Reisteller vor dir liegen. In der Mitte dieses Kreises befinden sich die verschiedensten „gap-kaos“ (Mit Reis‘= Reisbeilagen). Natürlicherweise füllst du dir nun größere Mengen mehrerer Beilagen auf einem Mal auf deinen Teller. Mit dem Wissen der Regel, besser nur ganz wenig zu nehmen, tust du dies nun aber höflicherweise nicht. Dafür nimmst du dir eben andauernd nach.

2. Dazu wirst du aber eh genötigt werden. Es wird dir nämlich nicht gelingen nicht alles auszuprobieren, nachzunehmen und nochmals zu essen. Womöglich wirst du hier, wie die meisten Freiwilligen, sogar an Gewicht zu nehmen. Deshalb kann ich dir nur raten, beim ersten Mal wenig zu nehmen, denn der Nachschlag kommt bestimmt.

3. Dies ist aber weniger ein Problem. Denn das Essen wird dir super schmecken. Und weil du bestimmt möglichst viel ausprobieren willst, solltest du, wie du bereits richtig verstanden hast, immer möglichst wenig nehmen. Dies gilt vor allem für Märkte und andere Veranstaltungen, wo es immer sehr sehr viel zu probieren gibt. Also rat ich dir immer die kleinst möglichste Einheit zu kaufen, damit du möglichst viel auskosten kannst.

4. Und ja. Du hast es erraten. Es gibt einen weiteren, ganz wichtigen Grund nur wenig zu nehmen: Dein Essen könnte scharf sein. Ach nein, falsch! Dein Essen könnte ein echtes Foltergerät sein. Deshalb nimm lieber wenig! Vor allem weil du den Schärfegrad deines Essens nicht unbedingt erkennen wirst. Eine feuerrote Soße kann total süß sein, dagegen ein scheinbar süßer Papaya-Salad (som-tam), wo du beim ersten Betrachten nur die Papaya, Limetten und Erdnüsse wahrnehmen wirst, ehe du nach dem ersten Happen feststellt, dass der Thai auch in einen Salat Chili-Schoten, dann eben roh, rein mischt.

Dennoch ist das Auge meist ein immer noch besserer Indikator als die Aussagen von Thais. Wenn du eine currygelbe Soße mit verdächtig vielen roten Stückchen sieht, könnte deine Konversation mit dem Thai wie folgt ablaufen: Du fragst „päd mai?“ (scharf?), worauf der Thai mit „mai päd“ (nicht scharf) antwortet. Nun wirst du etwas skeptisch gucken, sodass der Thai seine Aussage auf „päd niet noy“ (ein wenig scharf) relativieren wird. Nach wie vor skeptisch probierst du - aber natürlich, wie sollte es auch anders richtig sein, nur ein wenig. Dein erster Gedanke wird nun, wenn du ein wenig Schärfe-trainiert bist sowas wie „hmmm… eher päd“ (scharf) sein. Jedoch nach so fünf Sekunden eher „päd mahk-mahk“ (sehr scharf). Nun wiederum fragt dich der Thai mit einem Grinsen: „päd mai?“ (scharf?), worauf du, cool wie du bist, natürlich lediglich mit „päd“ (scharf) antwortest. Als Beweis deiner Coolheit nimmst du einen zweiten Happen. Jetzt hoffe ich für dich, dass der Thai sich möglichst schnell wieder anderem zuwendet. Denn nun zählt jede Sekunde bis dir der unauffällige Griff zum Wasserglas gelingt. Je nach Schärfe des Essens und deiner Härte hast du jetzt vielleicht noch 45 Sekunden, aber vielleicht auch nur 20 Sekunden, bis dir deine Coolheit egal ist und du zum Gespött aller anwesenden Thais, für die das Essen so scharf ist wie für dich ein Nutellabrötchen, offen zum Wasserglas greifst oder, ich hoffe es bleibt dir ersparst, sogar nach einem fragen musst.

Lass lieber die Finger von diesen Essen! Denn der Ruhm ist der Durchfall meist nicht wert, den man von zu scharfem Essen gerne mal bekommt. Und erst recht ist der Ruhm nicht der Krankenhausgang wert, den angeblich schon zwei Freiwillige hier gehen mussten…

Viel gefährlicher ist aber eh das nicht ganz so scharfe Essen, wo du meinen wirst „ach… das kann ich schon ab“. Denn leider ist das Essen zu lecker. Man isst und isst. Erst kommt der Griff zum Wasserglas- du isst weiter. Dann der Griff zum Taschentuch- doch du isst immer noch weiter, denn es schmeckt zu gut. Achja. Und wenn dann dein Auge anfängt zu tränen ist es eh zu spät. Alles brennt. Das kalte Wasser im Mund kühlt deinen Mund nur für einen Bruchteil einer Sekunden, bis es sich so anfühlt als würde das Wasser immer schärfer und schärfer werden. Man erleidet dann das, was ich „päd-attack“ nenne. Für die nächsten 10 bis 15 Minuten wirst du viel Wasser trinken, Cola, wenn vorhanden und Süßes zu dir nehmen. Nur leider vergeblich… Es brennt und deine Nase läuft und läuft… unvermeidbar.

Aber man gewöhnt sich dran. Erstens an die laufende Nase und zweitens an die Schärfe. Bei mir ist mittlerweile nur noch der Chili-Dip (pürierte Chilis mit Limettensaft, damit es besser brennt) gefährlich scharf. Auch das Curry mit den roten Stückchen ist jetzt in der Kategorie „ach… das kann ich schon ab“.

Deshalb wird das Erste, was ich in Deutschland tun werde, die angeblich schärfsten Chips zu kaufen und nach dessen Schärfe zu kontrollieren. Tut mir ja echt Leid, aber ich werde euch wohl alle Döner-mit-alles-und-viel-scharf unter den Tisch essen. Dafür habt ja ihr vielleicht Mitleid mit mir, von nun an immer einen Pfefferstreuer rumschleppen zu müssen.

Dafür ist aber wiederum vieles hier auch mindestens so süß wie scharf. Denn zu süß gibt es hier genauso wenig wie zu scharf. Deshalb schmeckt die Fanta in Deutschland im Vergleich zur thailändischen echt bitter und fruchtig.

Und ach ja. Solltest du Reis nicht mögen oder gar eine Reisallergie haben wird es hier mit dem Essen echt schwierig. Denn Reis gibt es nicht nur zum Morgen, Mittag und Abend sondern findest du auch als Snack zwischendrin (dann mit viel Zucker), in Burgern bei McDonalds und sogar, kein Scherz, zu Eis...!

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